Holz, Volkskunst und Nebel im Erzgebirge

Holz, Volkskunst und Nebel im Erzgebirge

Die Gegend um das Zollhaus ist ein wunderschönes Gebiet im Osterzgebirge und ein Paradies für Naturinteressierte. Hier findet man eine einzigartige Flora und Fauna, die durch die Mischung aus atlantischem und kontinentalem Klima entstanden ist. Die Landschaft ist geprägt von weiten Wiesen und Feldern, dichten Wäldern und kleinen Bächen, die sich durch das Gebiet schlängeln.

Gäste, die nach Neuhermsdorf kommen, sind oft beeindruckt davon, wie grün die Bäume sind und wie gering der Borkenkäferbefall ist verglichen mit vielen Wäldern in anderen Teilen von Deutschland. Dies, erklärt Felix Förster, der am Zollhaus Wanderungen leitet, liegt unter anderem an der höheren Niederschlagmenge als im Flachland. 

Kühleres Klima lässt Bäume langsamer wachsen und dafür das Holz fester werden

Auch ist hier das Klima kühler. Die Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 7°C übers Jahr gesehen – deutlich kühler als im Flachland wie zum Beispiel Dresden, das nur etwa 33km Luftlinie entfernt liegt. Dort ist es mit durchschnittlich 13°C übers Jahr gesehen etwa 6 Grad wärmer. Wegen der geringeren Temperaturen wachsen Bäume im Osterzgebirge langsamer als im Tiefland. Frühling, so Felix, kommt etwa 4-5 Wochen später und die Bäume “schießen” in der Zeit weniger schnell in die Höhe. Dies kreiert wertvolles, homogen festes Holz: die Jahrringe sind enger, die Poren im Holz kleiner und das Holz somit stabiler das als aus Regionen mit einem wärmeren Frühjahr.

Daraus entwickelte sich der Musikinstrumentenbau und die Hausmusik

Das Vorhandensein solchen hochwertigen Holzes hat kulturell unter anderem die Entwicklung des Musikinstrumentenbaus, der Hausmusik und der Volkskunst unterstützt. Vor allem in Richtung Vogtland hat man vermehrt Instrumentenbauer angefunden; und in der gesamten Region spielt Musik eine auffällig große Rolle, erzählt Felix. Ob in der Hausmusik, in Kirchen oder unter Kindern – Musikinstrumente zu spielen sei in der Region besonders weit verbreitet.

Die Volkskunst ist bis heute ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Region

Mit dem vorhandenen Holz hat sich in den langen Wintern auch die Volkskunst als Nebenerwerb entwickelt. So wurde die Zeit, in der Landwirtschaft nicht aktiv betrieben werden konnte, und viel Zeit im Haus verbracht wurde, beim Schnitzen sinnvoll und kreativ genutzt. Schon seit vielen Jahrhunderten fertigen Erzgebirgler kunstvolle Figuren und Dekorationen aus Holz an. Egal ob Engel, Bergmann oder Nussknacker – die Vielfalt an Schnitzereien ist groß und faszinierend. 

Dabei werden die Figuren oft in mühevoller Handarbeit aus Lindenholz oder Fichtenholz gefertigt und können mitunter mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Eine wichtige Rolle spielt auch die Farbgebung der Figuren. Hierfür werden oft natürliche Materialien wie Rote Bete oder Färberdistel verwendet. Heute gibt es im Erzgebirge zahlreiche Werkstätten, in denen man den Schnitzern über die Schulter schauen und sich von ihrer Kunst begeistern lassen kann.

Nebel lässt malerischen “Eisanhang” an Bäumen entstehen

Felix weißt auch auf andere klimatische Besonderheiten hin, die in dieser Höhe entstehen. Mit der Lage an der Klimascheite Böhmisches Becken können zum Beispiel bis heute Nebelperioden von bis zu 3 Tagen am Stück vorkommen. In der Vergangenheit konnten diese in Kammlage sogar für 10 Tage bis 2 Wochen bestehen. Dies hat sich aber mittlerweile geändert, einerseits wegen den allmählich wärmeren Temperaturen, sowie andererseits auch dadurch, dass Rauch und Abgase aus dem Böhmischen Becken nicht mehr stark zum Nebel beitragen. Wenn Sie einen Nebeltag erwischen, werden Sie vielleicht spüren, dass die Atmosphäre mystisch und märchenhaft wird – mich hat die Landschaft dann an Shakespeare’s MacBeth erinnert.

Im Zusammenhang mit Nebel können sich auch Windfahnen oder Eisanhang an den Bäumen bilden. Diese entstehen, wenn Nebel, ein leichter Frost und Wind aufeinander treffen. Erst werden Tröpfchen an den Bäumen zu Eis; dann treibt der Wind weitere Tröpfchen auf die windabgelegte Seite des Astes. Daraus entstehen Eispfade, erklärt Felix, sodass Bäume zunehmend “überzuckert” mit Eis aussehen. Auch wenn diese manchmal so schwer werden, dass Bäume zusammenbrechen und auch flächige Schäden in den Wäldern entstehen können; so sind sie für das bloße Auge wunderschön anzusehen, vor allem wenn man sie von Nahem betrachtet.

Mehr Informationen zur Natur und Geschichte der Region erhalten Sie auf den Wanderungen mit Felix Förster und unseren Kollegen, zum Beispiel in den Wellnesspaketen “Yoga und Wandern” und “Fastenwandern“; oder wenn Sie vor Ort eine geführte Wanderung buchen.

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